Farben von Leitungen in Schaltschränken: VDE 0113-1 im Fokus

Die korrekte Kennzeichnung von Leitern in Schaltschränken ist ein zentraler Bestandteil sicherer und wartungsfreundlicher elektrischer Anlagen. Dieser Artikel beleuchtet die Anforderungen der Norm DIN EN 60204-1 / VDE 0113-1 zur Identifizierung von Leitern, mit besonderem Schwerpunkt auf der Farbcodierung. Ob Schutzleiter, Neutralleiter oder andere Leiter – hier erfahren Sie, welche Farben vorgeschrieben sind und welche Empfehlungen gelten.

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Warum ist die Leiteridentifizierung so wichtig?

In Schaltschränken sorgt eine klare Identifizierung der Leiter für Übersicht, Sicherheit und Effizienz. Laut VDE 0113-1 muss jeder Leiter an jedem Anschluss durch technische Dokumentation eindeutig zuordenbar sein. Eine gut durchdachte Kennzeichnung erleichtert nicht nur die Installation, sondern auch Wartungsarbeiten und Fehlerdiagnosen. Die Norm bietet hierfür verschiedene Methoden – von Zahlen über alphanumerische Zeichen bis hin zur Farbcodierung.


Allgemeine Anforderungen gemäß VDE 0113-1

Die Norm empfiehlt, Leiter durch folgende Mittel identifizierbar zu machen:

Die Wahl der Methode kann zwischen Betreiber und Lieferant abgestimmt werden. Ergänzende Hinweise zur Kennzeichnung finden sich in IEC 62491, die als Leitfaden für industrielle Installationen dient.


Schutzleiter: Grün-Gelb als Markenzeichen

Der Schutzleiter (oft auch Schutzpotentialausgleichsleiter genannt) spielt eine Schlüsselrolle für die Sicherheit. Er muss sich klar von anderen Leitern abheben – sei es durch Form, Anordnung oder Farbe.

Farbkennzeichnung

Alternative Kennzeichnung

Ist der Schutzleiter durch Form oder Aufbau (z. B. als blanker, verseilter Leiter) eindeutig erkennbar, entfällt die durchgehende Farbmarkierung. An Enden oder zugänglichen Stellen muss er jedoch gekennzeichnet sein:

Für Schutzpotentialausgleichsleiter können zusätzlich die Buchstaben PB oder das Symbol IEC 60417-5021 verwendet werden.


Neutralleiter: Hellblau als Standard

Der Neutralleiter hat ebenfalls klare Vorgaben:


Farbcodierung für andere Leiter

Für alle weiteren Leiter erlaubt VDE 0113-1 eine breite Palette an Farben:

Praktische Empfehlungen

Empfohlene Zuordnung

Die Norm schlägt eine praktische Farbcodierung vor:

Ausnahmen

Falls Leiter in den empfohlenen Farben nicht verfügbar sind (z. B. in mehradrigen Leitungen), gelten Ausnahmen. Die Norm gilt nur als Empfehlung und ist keine Pflicht, es ist jedoch ratsam, sich an die Vorgaben zu halten, um Verwechslungen zu vermeiden.


Ausgenommene Stromkreise: Die Rolle der Farbe Orange

Laut VDE 0113-1, Abschnitt 5.3.5, müssen bestimmte Stromkreise nicht von der Netztrenneinrichtung abgeschaltet werden. Dazu zählen:

Für diese „ausgenommenen Stromkreise“ empfiehlt die Norm die Farbe ORANGE, um sie eindeutig zu kennzeichnen. Zusätzlich sind Warnschilder an der Netztrenneinrichtung und Hinweise im Wartungshandbuch erforderlich. Alternativ können diese Stromkreise räumlich getrennt oder mit dauerhaften Warnschildern versehen werden.


Fazit: Sicherheit durch klare Farben

Die VDE 0113-1 bietet klare Vorgaben und Empfehlungen, um Leiter in Schaltschränken eindeutig zu kennzeichnen. Die Farben GRÜN-GELB für Schutzleiter, HELLBLAU für Neutralleiter und die empfohlene Codierung – inklusive ORANGE für ausgenommene Stromkreise – schaffen Struktur und Sicherheit. Eine einheitliche Umsetzung dieser Regeln minimiert Risiken und erleichtert die Arbeit von Installateuren und Wartungspersonal. So bleibt der Schaltschrank nicht nur sicher, sondern auch übersichtlich – ein Gewinn für alle Beteiligten!


Hinweis: Dieser Artikel basiert auf DIN EN 60204-1 / VDE 0113-1, Abschnitten 13.2 und 5.3.5. Weitere Details finden Sie in der Norm oder ergänzenden Richtlinien wie IEC 60445 und IEC 62491.