Vorgaben für die Befestigung von Kabelkanälen in Schaltschränken nach VDE-Normen
Die ordnungsgemäße Befestigung von Kabelkanälen in Schaltschränken ist ein entscheidender Aspekt, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit elektrischer Anlagen zu gewährleisten. In Deutschland regeln die VDE-Normen diese Anforderungen präzise. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Vorgaben gemäß der aktuellen Norm DIN VDE 0100-520:2023-06, die sich mit der Auswahl und Errichtung von Kabel- und Leitungsanlagen beschäftigt, und klärt, ob ausschließlich nichtleitende Befestigungsmaterialien verwendet werden müssen.
Die Relevante Norm: DIN VDE 0100-520
Die zentrale Richtlinie für die Befestigung von Kabelkanälen in Schaltschränken ist die DIN VDE 0100-520:2023-06. Diese Norm gehört zur Serie DIN VDE 0100, die Standards für Niederspannungsanlagen festlegt. Sie wurde im Juni 2023 aktualisiert und ersetzt die Vorgängerversion von 2013. Ihr Fokus liegt auf der sicheren Installation von Kabel- und Leitungsanlagen, einschließlich der Befestigungsmittel und mechanischen Schutzmaßnahmen. Damit stellt sie sicher, dass Kabelkanäle stabil montiert werden, um Risiken wie mechanische Schäden oder elektrische Störungen zu vermeiden.
Allgemeine Anforderungen an die Befestigung
Die Norm legt fest, dass Kabelkanäle so befestigt werden müssen, dass sie das Gewicht der Kabel sicher tragen können. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:
- Befestigungsmittel: Geeignete Schrauben, Bolzen oder Clips sollten verwendet werden, die zum Material des Schaltschranks passen. Dies gewährleistet eine dauerhafte und sichere Montage.
- Abstand der Befestigungspunkte: Der Abstand zwischen den Befestigungen sollte so gewählt werden, dass die Kabelkanäle weder durchhängen noch mechanisch belastet werden. In Schaltschränken, die oft kompakter sind, sind engere Abstände üblich als beispielsweise bei Kabelleitern in großen Anlagen.
- Mechanische Stabilität: Die Befestigung muss Vibrationen und anderen Betriebsbedingungen standhalten.
Nur nichtleitende Befestigungsmaterialien erlaubt?
Eine häufige Frage ist, ob die VDE-Norm vorschreibt, ausschließlich nichtleitende Befestigungsmaterialien wie Kunststoffclips oder -schrauben zu verwenden, um elektrische Kurzschlüsse oder Potentialübertragungen zu vermeiden. Die DIN VDE 0100-520:2023-06 schreibt dies nicht explizit vor. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Geeignetheit der Befestigungsmittel für die jeweilige Anwendung. Dies bedeutet, dass sowohl leitende (z. B. Metallschrauben) als auch nichtleitende Materialien (z. B. Kunststoffclips) zulässig sind, solange die elektrische Sicherheit gewährleistet bleibt. Auch in der DIN EN 60204-1 VDE 0113-1 findet sich diesbezüglich keine explizite Vorschrift.
In der Praxis hängt die Wahl des Materials von mehreren Faktoren ab:
- Isolierung der Kabel: Wenn die Kabel im Kanal ausreichend isoliert sind, stellen metallische Befestigungsmittel in der Regel kein Risiko dar. Isolierte Verbindungen können durch doppelte Isolierung allerdings zu einer zusätzlichen Sicherheit beitragen.
- Umgebungsbedingungen: In feuchten oder korrosiven Umgebungen könnten nichtleitende Materialien bevorzugt werden, um Korrosion zu vermeiden.
Die Norm verlangt jedoch, dass die Befestigung keine Beschädigung der Kabelisolierung verursacht und dass keine gefährlichen Potentialunterschiede entstehen. Dies lässt Spielraum für die Auswahl des Materials, solange die Installation fachgerecht ausgeführt wird.
Umgebungseinflüsse und Besonderheiten
Ein interessanter Aspekt der Norm ist die Berücksichtigung von Umgebungseinflüssen. Mechanische Belastungen (z. B. Vibrationen) und thermische Einwirkungen (z. B. Temperaturschwankungen) müssen bei der Planung und Installation berücksichtigt werden. Dies stellt sicher, dass die Befestigung auch unter anspruchsvollen Bedingungen zuverlässig bleibt – unabhängig davon, ob leitende oder nichtleitende Materialien verwendet werden.
Dies ist besonders für Klebeverbindungen interessant: Auch wenn die Befestigung der Kabelkanäle mit doppelseitigem Klebeband prinzipiell erlaubt ist, sind die Anforderungen an die Haftfestigkeit und Temperaturbeständigkeit hoch. Viele Klebebänder erfüllen diese Anforderungen besonders im Bezug auf die Wärmeeinwirkung nicht, sodass sich nach einigen Jahren die Verbindung löst.
Praktische Umsetzung in Schaltschränken
In der Praxis variiert die Befestigung je nach Größe und Typ des Kabelkanals sowie den spezifischen Anforderungen des Schaltschranks. Typischerweise werden Kunststoff- oder Metallkanäle mit Schrauben oder Clips direkt an der Rückwand oder an Montageschienen befestigt. Der Abstand der Befestigungspunkte hängt von der Belastung ab – bei schwereren Kabelbündeln sind engere Abstände notwendig. Hierbei können Installateure zwischen Metall- und Kunststoffbefestigungen wählen, je nach den oben genannten Kriterien. Empfehlenswert sind spezielle Nieten mit extra breitem Kopf oder Schrauben mit PE-Kragenscheiben.
Fazit
Die DIN VDE 0100-520 bietet eine umfassende Grundlage für die Befestigung von Kabelkanälen in Schaltschränken. Sie schreibt nicht zwingend nichtleitende Befestigungsmaterialien vor, sondern überlässt die Wahl des Materials der fachgerechten Beurteilung, solange die elektrische und mechanische Sicherheit gewährleistet ist. Die Norm kombiniert technische Präzision mit praktischen Anforderungen und berücksichtigt dabei auch Umgebungseinflüsse. Für Elektroinstallateure und Planer ist die genaue Kenntnis der Norm unerlässlich, um sichere und normgerechte Installationen zu gewährleisten. Wer tiefer in die Details einsteigen möchte, sollte die Norm direkt beim VDE-Verlag beziehen.