Betriebsmittelkennzeichnung in elektrischen Schaltplänen
Table of contents
- 1. Einführung
- 2. Zweck der Betriebsmittelkennzeichnung
- 3. Aufbau der Betriebsmittelkennzeichnung
- 4. Platzierung der BMK in Schaltplänen
- 5. Verkettung von gleichen BMK-Vorzeichen
- 6. Übersichtstabelle der BMK-Kürzel
- 7. Fazit
1. Einführung
In der Elektrotechnik und Automatisierungstechnik ist die Betriebsmittelkennzeichnung (BMK) bzw. Referenzkennzeichnung ein essenzielles Element zur eindeutigen Identifikation elektrischer Komponenten in Schaltplänen. Sie dient dazu, alle Betriebsmittel wie Schütze, Relais, Motoren oder Sicherungen systematisch zu kennzeichnen und ermöglicht eine klare Zuordnung innerhalb einer Anlage.
Ohne eine standardisierte BMK wäre es schwierig, Schaltpläne zu verstehen, Fehler zu diagnostizieren oder Wartungsarbeiten effizient durchzuführen. Eine eindeutige Kennzeichnung reduziert Verwechslungen, erhöht die Sicherheit und erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Konstrukteuren, Technikern und Servicemitarbeitern.
Die Betriebsmittelkennzeichnung folgt internationalen Normen, insbesondere der DIN EN 81346, die ein hierarchisches System zur strukturierten Benennung von Betriebsmitteln vorgibt. In diesem Artikel wird erklärt, wozu eine BMK dient, wie sie aufgebaut ist, wo sie platziert werden sollte und wie eine logische Verkettung von Kennzeichnungen entsteht. Eine abschließende Übersichtstabelle stellt die wichtigsten BMK-Kürzel dar.
2. Zweck der Betriebsmittelkennzeichnung
- Eindeutige Identifikation: Jedes Betriebsmittel erhält eine einmalige Kennzeichnung zur Vermeidung von Verwechslungen.
- Erleichterte Wartung und Fehlersuche: Techniker können schneller Komponenten identifizieren und gezielt Probleme beheben.
- Strukturierte Dokumentation: Durch standardisierte BMK wird die Nachvollziehbarkeit von Schaltplänen erhöht.
- Verbesserte Kommunikation: Einheitliche Bezeichnungen erleichtern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und externen Dienstleistern.
3. Aufbau der Betriebsmittelkennzeichnung
Ein Betriebsmittelkennzeichen besteht aus einem Vorzeichen, gefolgt von Buchstaben, Zahlen oder Buchstaben mit darauffolgenden Zahlen, also beispielsweise =A14
.
Vorzeichen
Das Vorzeichen gibt an, nach welchem Aspekt das Objekt gekennzeichnet ist, also welche Eigenschaft das Objekt identifizierbar macht. Folgende Aspekte sind möglich:
- Kennzeichnung nach Funktion, beispielsweise Schalten oder Melden.
- Kennzeichnung nach Ort. Dies kann z.B. der Aufstellort eines bestimmten Schaltschranks sein.
- Kennzeichnung nach Produkt, beispielsweise Motoren oder Leuchtmelder
- Kennzeichnung nach Typ. Dies können z.B. Motoren der gleichen Baureihe oder mit gleichen physikalischen Eigenschaften sein.
Für die jeweiligen Aspekte werden die folgenden Vorzeichen verwendet:
Vorzeichen | Aspekt |
---|---|
= | Funktion |
- | Produkt |
+ | Ort |
% | Typ |
# | Andere Aspekte |
Verkettung
In größeren Anlagen werden Kennzeichen verkettet, um Objekte eindeutig identifizierbar zu machen. Dabei werden die Einzelkennzeichen einfach hintereinander geschrieben.
Das BMK für einen Motor, welcher sich in einem Schaltschrank in einer bestimmten Produktionsanlage befindet, könnte beispielsweise =S3+U4-M3
lauten.
Als Kennbuchstaben werden die Buchstaben aus Tabelle verwendet, für die Zahlen werden meist fortlaufende Nummern zur eindeutigen Identifizierung verwendet. So sind -M1
und -M2
beides Motoren, jedoch nicht dieselben Motoren.
4. Platzierung der BMK in Schaltplänen
Auch für die korrekte Platzierung des Referenzkennzeichens am Bauteil gibt es klare Vorgaben. Diese sind in der DIN EN 61082-1 (VDE 0040-1) definiert:
- Ist das Schaltzeichen hauptsächlich mit vertikalen Anschlusslinien versehen, muss das BMK links vom Symbol platziert werden
- Wenn das Schaltzeichen hingegen hauptsächlich horizontale Anschlusslinien besitzt, ist die Kennzeichnung oberhalb des Symbols anzuordnen.
Die Ausrichtung des BMK sollte so erfolgen, dass es entweder waagerecht oder von der rechten Seite lesbar ist.
An den Bauteilen selbst sind häufig Flächen oder Halter für Label angebracht, auf denen Bauteil dann gekennzeichnet werden kann.
5. Verkettung von gleichen BMK-Vorzeichen
Bei der Verkettung von Referenzkennzeichen kann es vorkommen, dass sich mehrere Teilkennzeichen auf denselben Typ des Aspekts, beispielsweise auf den Funktionsaspekt beziehen.
In diesem Fall kann das Kennzeichen auf folgende Weise bezeichnet werden:
Kennzeichen | =A1=F4=G3 |
---|---|
Darstellung mit Punkten | =A1.F4.G3 |
Weglassen des Vorzeichens | =A1F4G3 |
Aufteilen in Einzelkennzeichen | =A1 =F4 =G3 |
Das Weglassen des Vorzeichens darf jedoch nur erfolgen, wenn das einzelne Kürzel mit einem Buchstaben beginnt und mit einer Zahl endet. Somit würde aus =A1=G3=5
nicht =A1G35
sondern =A1G3=5
werden.
6. Übersichtstabelle der BMK-Kürzel
Buchstabe | Bedeutung | Beispiel |
---|---|---|
B | Objekt zur Erfassung und Darstellung von Informationen | Näherungsschalter, Rauchmelder |
C | Objekt zum Speichern für ein späteres Abrufen | Akku, Kondensator |
E | Objekt zum Aussenden | Lampe, Laser |
F | Objekt zum Schutz vor den Auswirkungen gefährlicher oder unerwünschter Bedingungen | Sicherung, Motorschutzschalter |
G | Objekt zum Bereitstellen eines steuerbaren Durchflusses | Aufzug, Brennstoffzelle, Generator |
H | Objekt zur Behandlung von Stoffen | Presse, Mischgerät, 3D-Drucker |
K | Objekt zur Verarbeitung von Eingangssignalen und Bereitstellung eines geeigneten Ausgangs | IO-Gerät, Relais, Mehrfachschalter |
M | Objekt zur Ausübung mechanischer Bewegung oder Kraft | Motor, Hydraulikzylinder, Elektromagnet |
N | Objekt zum teilweisen oder vollständigen Einschließen eines anderen Objekts | Dichtung, Abdeckung, Verkleidung |
P | Objekt zur Bereitstellung wahrnehmbarer Informationen | Ampel, Hupe, Lautsprecher |
Q | Objekt zur Steuerung von Zugang oder Durchfluss | Schütz, Regelventil, Trennschalter |
R | Objekt zum Begrenzen oder Stabilisieren | Diode, Bremse, Filter |
S | Objekt zum Erkennen einer menschlichen Handlung und Bereitstellung einer entsprechenden Reaktion | Schalter, Hebel, Joystick |
T | Objekt zum Transformieren | Transformator, Getriebe, Signalwandler |
U | Objekt zur Verortung anderer Objekte | Ständer, Kabelkanal, Schrank, Kugellager |
W | Objekt zum Leiten von einem Ort zu einem anderen | Steuerkabel, Sammelschiene, Rohr |
X | Objekt zur Bereitstellung einer Schnittstelle zu einem anderen Objekt | Reihenklemme, Steckdose |
Die Buchstaben A, I und O dürfen nicht als Kennbuchstaben verwendet werden.
Die Buchstaben D, J, L, V, Y und Z sind für zukünftige Normung reserviert.
Teilweise können Objekte mehreren Kategorien zugeordnet werden, in diesem Fall sollte das BMK so gewählt werden, dass die Hauptfunktion des Objekts am besten beschrieben wird. Dazu gehören Sicherungsautomaten, welche sowohl schützen (F) als auch steuern (Q) können. In diesem Fall sollte das BMK auf die Schutzfunktion hinweisen.
7. Fazit
Die Betriebsmittelkennzeichnung ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Schaltplänen. Sie sorgt für Klarheit, verbessert die Wartungseffizienz und erleichtert die Dokumentation von elektrischen Anlagen. Durch die Einhaltung der Normen, insbesondere DIN EN 81346, kann eine einheitliche und systematische Kennzeichnung gewährleistet werden. In der Zukunft wird die digitale Verwaltung von BMK in CAD- und CAE-Systemen wie EPLAN eine noch zentralere Rolle spielen und die Effizienz weiter steigern.